Vergleichbar der Situation im ersten Stock wird auch der Mittelsaal im zweiten Stock von einer Kassettendecke abgeschlossen. Vom Wandgetäfel hat sich neben den beiden Stücken am Süderker nur der von Rosetten und Kartuschen besetzte Attikafries erhalten, die Wandflächen darunter waren als ornamentierte Felder gestaltet, die Wandverspannungen imitierten. Auch der Saal war einmal mit Wandgemälden geschmückt. Nur mehr wenige Fragmente erlauben die Rekonstruktion: Hier befand sich ein Zyklus, der den Kreislauf der Welt zum Thema mit dem Titel „Circulus Victissitudinis Rerum Humanarum“ hatte. Friede bringt Handel, Handel Reichtum, Reichtum Hochmut, Hochmut bringt Streit, Streit erzeugt Krieg, Krieg die Armut, Armut führt zur Demut und Demut bringt Frieden. Cornelis Cort hatte 1564 die Stichfolge geschaffen, die Vorlagen dazu stammen von Maarten van Heemskerck. Das Thema selbst wiederholt die Prozessionswagen, die in Antwerpen am 1. Juni 1561 anlässlich des Festes der Beschneidung Jesu durch die Straßen der Stadt gezogen wurden. Ein vergleichbarer Zyklus schmückt die Wände des sog. Jakobszimmers auf der Churburg in Schluderns.
Im Saal selbst stehen ein Hammerklavier von Peter Mayer in Bozen, um 1825, und ein Barockporträt, das Fürstbischof Kaspar Ignaz Graf von Künigl zeigt, eine Arbeit des Brixner Hofmalers Weis. Der Marmorkamin wurde nach 1822 verändert, das Wappen der Herren von Goldegg prangt daran, die Inschrift „A. von und zu Goldegg“ lässt in Anton von Goldegg unschwer den Auftraggeber zur Umgestaltung erkennen.
Wir beginnen den Rundgang im nordwestlichen Raum. Hier sind die Vier Erdteile mit den fünf Sinnen verbunden. Die Erdteile folgen den erst 1581 geschaffenen Vorlagen von Jan Sadeler d. Ä. (1561/-1632) nach Entwürfen von Dirck Barendsz (1534-1592), die Fünf Sinne den Kupferstichen Raphael Sadelers d. Ä. (1560/61-1632) nach Gemälden Maarten de Vos.
Der nachfolgende Raum diente ab dem 18. Jahrhundert als Kapelle. Das Programm passt so gar nicht zu einem Kapellenraum, so dass mit der Umnutzung auch die Übermalung der Bildfelder gegeben war. In der einen Türbekrönung wurde das Wappen der Herren von Goldegg angemalt, die andere zeigt eine barocke Darstellung des hl. Antonius von Padua, sie erinnert an Anton von Goldegg. Der Auftraggeber der Malereien, Fürstbischof Spaur, hatte in nicht weniger als drei Wappen heraldisch auf sich selbst verweisen lassen, einmal ist das bischöfliche Wappen gezeigt, dann jenes des Fürstentums Brixen, dann jenes des Bistums mit dem rechtsschreitenden Lamm.
Das Thema der Wandbilder stellen alttestamentliche und antike Heldinnen und Helden, konzipiert nach der von Willem van Haecht (1530-1552) 1579 in Antwerpen veröffentlichtem „Tyrannorum praemia“ (Der Lohn der Tyrannen), das auch die entsprechenden Bildvorlagen beinhaltet. Die Stiche stammen von Hieronymus Wierix, gestochen wurde nach Maerten de Vos (1532-1603), Gilles Coignet (um 1538-1599), Maarten van Cleef (1520-1570), Crispin van den Broeck (1523-1591) und Anderen. Gut sichtbar ist das Wappen des Auftraggebers Johann Thomas von Spaur, ebenfalls sein Motto „DIVINO FOEDERE TVTIS (sic!). Das Gestühl der Kapelle wurde von Hans Spineider und Hans Rumpfer geschaffen. In die Wandpartien sind florale Motive eingelassen. Vergleichbar zu den Arbeiten zeigt sich das Marientriptychon in Schloss Trostburg, eine Arbeit Rumpfers.
Der angrenzende Raum bringt, vergleichbar jenem im ersten Stock, einen Tugend-Laster-Zyklus. Sämtliche Allegorien finden sich wiederum in der niederländischen Grafik. Hier ist es wieder Jan Sadeler der Ältere, der nach Entwürfen von Maarten de Vos 1579 eine auf Gegensatzpaaren beruhende Tugend-Laster-Allegorie schuf.